Josef Stöckler
Ein Künstlerleben in Kirchdorf an der KremsZum100. Geburtstag meines Opas möchte ich an einen Menschen erinnern, der mit viel Herz seine Liebe zur Kunst lebte.
Zum100. Geburtstag meines Opas möchte ich an einen Menschen erinnern, der mit viel Herz seine Liebe zur Kunst lebte.
Er war in der Region Kirchdorf ein bekannter Künstler – der mit Farbe und Pinsel Geschichten erzählte.
Josef Stöckler wurde 1925 in Linz geboren und verlor mit 14 Jahren sein Gehör, was ihn in eine stille, beobachtende Welt führte. Die Gehörlosigkeit wurde zum Auslöser für seine künstlerische Entwicklung und war geprägt von intensiver visueller Wahrnehmung.
Schon früh begann Josef Stöckler mit Zeichnungen, die Atmosphäre und Respekt vor den Landschaften vermittelten. Für ihn war das Bild Ausdruck und Sprache zugleich, eine existenzielle Notwendigkeit.
Die Ehe mit Maria ab 1949 war eine tragende Partnerschaft, in der sie ihn als Dolmetscherin und Unterstützerin begleitete. Neben seiner Arbeit als Buchhalter blieb die Kunst sein innerstes Anliegen, stets präsent in seiner Skizzenmappe.
Josef Stöckler ließ seine Bilder sprechen, da er selbst nicht hören konnte. Mit verschiedene Arten des Zeichnens zeigte er Jahreszeiten, Licht und Wetter in einer schlichten und geduldigen Beobachtung. Das Aquarell blieb dabei seine zentrale Ausdrucksform und die Sprache seines künstlerischen Schweigens.
In den 1970er-Jahren eröffnete Josef Stöckler im Schloss Neupernstein eine Galerie, die seine eigenen Werke, aber auch die Arbeiten fremder und weniger bekannter Künstler sichtbar machte. Trotz Herausforderungen wurde sie zu einem geschätzten Ort der Begegnung und des gemeinsamen Sehens.
Stöckler arbeitete trotz schwerer Krankheit weiter und schuf kleine, intensive späte Werke, die seine ungebrochene Haltung zeigen. Für seine Angehörigen waren sie schmerzlich und zugleich bewegend, weil sie sein fortdauerndes Ringen um Licht bewahren.
In einer Welt, die zunehmend von Geräuschen überlagert wird, malte Stöckler Bilder, die leise sind - und gerade darum eine tiefe Kraft entfalten.